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Softwarerenovation Revisited: Von stabilen Inseln zu dynamischen Netzwerken

Die Devise «Never change a running system» galt lange Zeit als Paradigma der IT. In einer Ära, in der Softwarelösungen intern und relativ isoliert betrieben wurden, schien diese Herangehensweise sinnvoll. Doch im heutigen dynamischen, global vernetzten Umfeld ist dieser Ansatz obsolet geworden. Softwarelösungen, die einst stabil und unberührt blieben, müssen heute kontinuierlich renoviert und angepasst werden, um den gestiegenen Anforderungen an Sicherheit, Interoperabilität und Flexibilität gerecht zu werden. Dieser Artikel beleuchtet die historischen Entwicklungen und die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Softwarerenovation.

In der frühen Phase der digitalen Revolution galt der Leitsatz «Never change a running system» als unausweichlich. Dieses Mantra spiegelte die damals vorherrschende Einstellung wider, dass stabile und bewährte Systeme nicht unnötig verändert werden sollten. Softwarelösungen, die einmal erfolgreich implementiert waren, blieben oft über Jahre hinweg unangetastet. Das Konzept der Softwarerenovation – also die regelmässige Überprüfung und Anpassung bestehender Softwarelösungen – war weitgehend unbekannt oder zumindest nicht als kritischer Bestandteil des IT-Managements anerkannt.

Vergangenheit: Stabilität durch Isolation

In den 1980er und 1990er Jahren, als IT-Systeme in vielen Unternehmen Einzug hielten, wurden Lösungen häufig intern betrieben. Sie waren Teil geschlossener Netzwerke, oft isoliert in Intranets, und ihre Kommunikation mit der Aussenwelt war minimal. Diese «self-contained» Lösungen waren dadurch weniger anfällig für externe Bedrohungen, und da sie auf spezielle, klar definierte Anforderungen zugeschnitten waren, bestand kein ständiger Bedarf an Veränderungen.

Cyberangriffe waren zu dieser Zeit primär auf grosse Organisationen und Institutionen fokussiert, bei denen potenziell wertvolle Daten zu holen waren. Die Bedrohungslandschaft war begrenzt, und die meisten KMUs fühlten sich relativ sicher vor solchen Angriffen. Zudem wurden neue Anforderungen an Softwarelösungen – sei es aufgrund von Veränderungen im Markt oder regulatorischen Vorgaben – mit langen Vorlaufzeiten geplant. Diese träge Geschwindigkeit entsprach der allgemeinen Arbeitsweise in einer weniger vernetzten Welt.

Gegenwart: Vernetzung und Dynamik als neue Realität

Heute hat sich das Bild drastisch gewandelt. Die meisten modernen Softwarelösungen sind eng mit dem Internet verzahnt, was zu einer erheblichen Erweiterung ihrer Angriffsfläche führt. Lösungen, die einst autonom und isoliert waren, sind heute Teil eines komplexen Ökosystems von Diensten und Schnittstellen, das über Unternehmensgrenzen hinweg interagiert. Diese Offenheit und Vernetzung bieten enorme Vorteile in Bezug auf Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit, bergen jedoch auch neue Risiken.

Cyberangriffe sind heute weitgehend automatisiert und zielen nicht mehr ausschliesslich auf grosse Unternehmen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) geraten zunehmend ins Visier, da viele von ihnen nicht die gleichen Ressourcen für Cybersicherheit aufbringen können wie grössere Konzerne. Der Wandel von gezielten Angriffen hin zu breit gestreuten, automatisierten Bedrohungen hat die Sicherheitslandschaft dramatisch verändert.

Hinzu kommt, dass Softwarelösungen heute einer viel höheren Dynamik unterliegen. Neue regulatorische Anforderungen müssen häufig in kürzester Zeit umgesetzt werden, um Strafen zu vermeiden oder den Zugang zu bestimmten Märkten zu behalten. Gleichzeitig erfordert der zunehmende Wettbewerb, dass neue Funktionen und Verbesserungen schnell bereitgestellt werden, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. In dieser schnelllebigen Umgebung kann es sich kein Unternehmen mehr leisten, seine Software auf dem Stand von gestern zu belassen.

Softwarerenovation: Ein unverzichtbares Element moderner IT-Strategien

Die erhöhte Exposition und Vernetzung moderner Softwarelösungen machen es notwendig, das Konzept der Softwarerenovation als integralen Bestandteil der IT-Strategie zu verankern. Während es früher möglich war, stabile Systeme über lange Zeiträume unverändert zu lassen, ist dies heute nicht mehr praktikabel. Die Anforderungen an Sicherheit, Interoperabilität und Anpassungsfähigkeit haben sich grundlegend geändert.

Softwarerenovation umfasst heute mehr als nur das Einspielen von Sicherheitsupdates. Es geht darum, bestehende Systeme kontinuierlich auf den Prüfstand zu stellen, ihre Architektur zu modernisieren, ihre Schnittstellen zu optimieren und sie an neue Standards und Anforderungen anzupassen. Dies erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine enge Zusammenarbeit zwischen den Fachabteilungen und der IT, um sicherzustellen, dass die Software den aktuellen und zukünftigen Geschäftsanforderungen entspricht.

Fazit: Die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels

Das alte Mantra «Never change a running system» ist angesichts der heutigen Anforderungen und Risiken nicht mehr haltbar. Softwarerenovation muss als fortlaufender Prozess verstanden werden, der Unternehmen dabei hilft, ihre IT-Landschaft sicher, leistungsfähig und zukunftsfähig zu gestalten. In einer Welt, in der Softwarelösungen immer stärker exponiert und vernetzt sind, ist die kontinuierliche Anpassung und Modernisierung der Schlüssel zum Erfolg – und oft auch zum Überleben.

Die Zeiten, in denen Lösungen nach der Implementierung stabil und unberührt bleiben konnten, sind vorbei. Heutzutage ist Software weit mehr als ein statisches Werkzeug; sie ist ein lebendiges, dynamisches System, das kontinuierliche Pflege und Weiterentwicklung benötigt. Unternehmen, die dies verstehen und in ihre IT-Strategie integrieren, werden in der Lage sein, die Herausforderungen der digitalen Transformation erfolgreich zu meistern und sich nachhaltig am Markt zu behaupten.

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