In einer Zeit, in der die Arbeitswelt zunehmend digitalisiert wird, stellt sich die provokante Frage: Zerstört das einst als Retter der Work-Life-Balance gepriesene Home-Office tatsächlich unsere Unternehmenskultur? Bei Deep Impact haben wir erlebt, wie eine flexible Home-Office-Politik unerwartete Schattenseiten offenbart hat und warum wir umdenken.
Ein Experiment mit Folgen
Lange vor der globalen Pandemie im Jahr 2020 führte Deep Impact eine liberale Home-Office-Politik ein. Unsere Mitarbeitenden genossen die Freiheit, von überall aus zu arbeiten, und doch zog es die meisten regelmässig ins Büro. Das änderte sich schlagartig mit dem Ausbruch von COVID-19, als Home-Office von einer Option zu einer Notwendigkeit wurde. Die Umstellung geschah fast über Nacht, aber die langfristigen Auswirkungen auf unsere Unternehmenskultur waren tiefgreifend.
Verlust des sozialen Zusammenhalts
Trotz aller Bemühungen, die Teamdynamik mit digitalen Mitteln aufrechtzuerhalten, konnten virtuelle Kaffeepausen und Online-Meetings spontane, persönliche Interaktionen nicht ersetzen. Der informelle Austausch am Rande des Arbeitstages ging verloren. Auch die Beziehungen zwischen den Teammitgliedern endeten oft mit dem Schliessen der Videokonferenz. Vor allem komplexe Probleme, die ein hohes Mass an Zusammenarbeit erfordern, liessen sich auf Distanz nur schwer lösen.
Internationale Gemeinschaft im lokalen Kontext
Bei Deep Impact schätzen wir die Vielfalt und Internationalität unseres Teams, das aus Mitarbeitenden aus 21 Nationen besteht. Wir haben uns bewusst dafür entschieden, alle Mitarbeitenden nach Winterthur zu holen und ihnen Schweizer Löhne zu bezahlen. Diese Investition in die physische Präsenz unterstreicht unsere Überzeugung, dass die direkte Zusammenarbeit unersetzlich ist. Die Home-Office-Politik stellte diese Philosophie in Frage. Denn wenn die Menschen nicht ins Büro kommen, kann man sie ebenso gut kostengünstig im Ausland anstellen.
Tiefe Einblicke in die Auswirkungen auf die Mitarbeiterbindung
In den Jahren 2021 und 2022 verzeichnete Deep Impact eine extrem hohe Fluktuation. Diese Entwicklung war besorgniserregend. Eine der auffälligsten Beobachtungen war die zunehmende Isolation und der Mangel an persönlicher Interaktion, die durch die ausgedehnte Heimarbeit hervorgerufen wurden. Dieser Zustand der Isolation wurde zu einer besonderen Herausforderung für neue Mitarbeiter, die während oder kurz vor der Pandemie eingestellt wurden. Ihnen fehlte die Gelegenheit, natürliche zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, die über formelle Sitzungen und Arbeitsaufgaben hinausgingen. Die räumliche Distanz erschwerte nicht nur die Einarbeitung neuer Teammitglieder, sondern untergrub auch das Vertrauen und die offene Kommunikation, die für eine effektive Zusammenarbeit und Problemlösung unerlässlich sind. Die Folge war eine erhöhte Kündigungsrate, die deutlich machte, dass der Verlust der Unternehmenskultur gravierende Auswirkungen auf die Mitarbeiterbindung hatte.
Die Vorteile des Home-Office differenziert betrachten
Trotz der herausfordernden Aspekte des Home-Office ist es wichtig, die Vorteile nicht aus den Augen zu verlieren. Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, hat für viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine neue Dimension der Arbeitsflexibilität eröffnet. Besonders geschätzt wird die Freiheit, den Arbeitstag ohne die typischen Ablenkungen des Büroalltags zu gestalten. Die Möglichkeit, sich in einer ruhigen, vertrauten Umgebung zu konzentrieren, hat vielen Teammitgliedern geholfen, ihre Effizienz und Produktivität bei bestimmten Aufgaben zu steigern.
Ebenso ermöglichte Home-Office, die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten, was insbesondere für Mitarbeiter mit Betreuungspflichten oder langen Arbeitswegen von Vorteil war. Diese Flexibilität führte zu einer besseren Work-Life-Balance, was sich positiv auf die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden auswirkte. Die Herausforderung bestand darin, diese Vorteile zu erhalten und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt und die Unternehmenskultur zu stärken.
Ein neuer Ansatz für Deep Impact
Um die verloren gegangene Unternehmenskultur wiederzubeleben, haben wir bei Deep Impact beschlossen, dass die Mitarbeitenden mindestens 60 Prozent ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen müssen. Montags finden nun regelmässig Meetings statt, während der Freitag für gemeinsame Mittagessen und Apéros reserviert ist. Diese Massnahmen haben zu einer spürbaren Verbesserung der Stimmung und des Teamgeistes geführt. Die Zahl der Kündigungen ist deutlich zurückgegangen.
Fazit
Die Erfahrungen von Deep Impact zeigen, dass die Balance zwischen Home-Office und Präsenzarbeit entscheidend für den Erhalt einer lebendigen Unternehmenskultur ist. Während die digitale Transformation unbestreitbare Vorteile bietet, darf die menschliche Komponente der Zusammenarbeit nicht unterschätzt werden. Letztlich ist es die Kombination aus Flexibilität und persönlicher Interaktion, die eine Unternehmenskultur nährt und ein Unternehmen zusammenhält.